Neue Geschichten von Herrn Blyantur
Kleenkoschen II
An einem Tag seines Ferienarbeitseinsatzes hieß es frühmorgens: „Du
gehst heute mit dem Elektriker.“ Dann erfuhr Curt noch, wo er diesen
finden sollte.
Der Mann, zu dem er ging, schüttelte ihm die Hand und sprach: „Kannst
Elektriker zu mir sagen. Schnapp dir die Tasche dort und komm mit.“
Die Tasche war schwer.
Sie war aus Förderbandgummi angefertigt
und enthielt die Werkzeuge des Elektrikers. Curt hängte sie sich um.
Hinter dem Zaun begann ein Sandweg, der mit einem leichten Gefälle in
den Tagebau hinunter führte. Es dauerte nicht lange und ringsum war nur
noch Sand zu sehen. Curt kam sich vor, wie in der Wüste Gobi oder wie
in der Karakum. Die Sahara oder die Atacamawüste fielen ihm damals als
Vergleich nicht ein. Eventuell wäre ihm noch der Ostseestrand in den
Sinn gekommen, denn den kannte er aus Kindertagen.
Die schwere Tasche schlug bei jedem Schritt an die Hüfte und Curt
wechselte öfter auf die andere Seite.
Dann tauchte ein grauer Metallkasten am Wegrand auf. Sie hielten an und
Curt konnte die Tasche absetzen.
Der
Elektriker nahm einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die
Vorderseite des Kastens. Dahinter kamen hunderte Drähte zum Vorschein,
die an solchen Leisten angeklemmt waren. Er nahm ein Messinstrument und
begann an einzelnen Stellen zu messen. Curt schaute ihm zwar
interessiert über die Schulter, hatte aber keine Ahnung, was der dort
maß. Er hörte nur ab und zu ein leises Piepsen.
Dann marschierten sie weiter. Links des Weges wurde die Böschung immer
höher und die Erosionsrinnen, die der Regen hineingespült hatte, wurden
immer tiefer. Auf dem Weg bildeten sich dort, wo die Rille endete,
solch halbkreisförmige Sandhügel.
Nach einem endlos scheinenden Marsch erreichten sie den nächsten
Kasten. Die Prozedur wiederholte sich. Doch auch hier schien der
Elektriker nicht das gefunden zu haben, was er suchte. Sie gingen
weiter. Curt ärgerte sich, dass er nicht dran gedacht hatte, etwas zu
trinken mitgenommen zu haben.
Am nächsten grauen Kasten fand der Elektriker dann, wonach er suchte.
Das Messgerät gab keinen Piepser von sich. Zwischen diesem Kasten und
dem vorigen war also die Leitung unterbrochen. So erläuterte der
Elektriker jetzt endlich den Zweck des gesamten Vorhabens. Die Frage
war lediglich, wo die Unterbrechung war. Auf dem Rückweg beobachteten
beide die Umgebung ganz genau.
Curt sah es zuerst. Zwei hochstehende Enden eines Kabels am Rande
eines Plateaus, das von einer Planierraupe geschoben worden war.
Die Raupe hatte die Sandhügel am Fuße der Böschung auf die andere
Seite die dortige Böschung hinunter geschoben. Dabei war das Kabel, das
wohl nicht tief genug vergraben worden war, zur Seite geschoben worden
und zerrissen. Der Raupenfahrer hatte es entweder nicht bemerkt oder es
verschwiegen.
Zumindest war damit der Ausflug in den Tagebau beendet.
In vielen Jahren, wenn Herr Blyantur schon lange nicht mehr Cutti
gerufen wurde, würde sich hier ein See ausbreiten. Und junge Leute
würden mit solchen Wassermotorrädern über diesen See donnern.
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Die Texte
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