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Neue Geschichten von Herrn Blyantur


Französin

 
Die Frau saß mit einem Halbwüchsigen, der sicherlich ihr Sohn war, auf der Bank, die auf dem Bürgersteig an der anderen Seite der Restauranttüre stand. Sie lächelte, wenn er zu ihr hinüber sah.
Er konnte nicht erkennen, in welcher Sprache sie sich mit dem Jungen unterhielt und das machte ihn unruhig.
Er würde es so gerne wissen.
Als sie ihm das nächste Mal zulächelte, versuchte er es mit seinem sehr dürftigen Schulenglisch und der Frage: „Where do you come from?“. Als er dann die Antwort „Parie“ hörte, schlussfolgerte er sofort und messerscharf, dass das Paris heißen müsse. Und dass das französisch war. Diese Sprache konnte Herr Blyantur nicht sprechen. Und verstehen konnte er sie auch nicht.
Einmal allerdings hatte er mit dieser Sprache zu tun. Er war ungefähr in dem Alter, in dem er den französischen Jungen neben der französischen Frau vermutete. Und er hatte eine Freundin. Neben dieser saß er in der Wohnstube ihrer Oma auf dem Polstermöbel, das man Schäßelong nannte, das aber Chaiselongue geschrieben wird. Er lag hingefläzt und hatte den linken Ellenbogen auf ein Kissen gestützt. Es war das Kissen mit dem grünen Blatt. Dieses Blatt war aus dünnem Filz ausgeschnitten worden und von seiner Freundin mit Schlingstichen auf das Kissen aufgenäht worden, um das Loch zu verdecken. Herr Blyantur wusste auch, was es mit diesem Loch auf sich hatte. Der Goldhamster der Oma war durch die nicht richtig verschlossene Türe seines Käfigs in die Freiheit entsprungen. Er hatte es sich dann unter dem Kissen gemütlich gemacht. Und bei dieser Gelegenheit hatte er das Loch in das Kissen geknabbert, um sich im weichen Inneren auszuschlafen. Die Suche nach dem Tierchen war erst zu Ende, als Herr Blyantur sah, dass sich das Kissen bewegte, als würde es atmen.
Er lag also hingefläzt da und hatte vor sich das Buch mit den französischen Vokabeln. Er sollte seiner Freundin die deutschen Worte sagen und sie würde mit den französischen antworten. Bei dieser Gelegenheit war es dann, dass er den einen französischen Satz lernte, der ihm seither immer mal wieder einfiel. Jaques Laroche et Jean Fuger aujurd`hui sant à Paris. Was weiter nichts hieß, als dass zwei Franzosen mit komischen Namen heute in Paris angekommen sind.
All dies hätte Herr Blyantur der Frau auf der Bank nebenan gerne erzählt. Doch sie hatte soeben die Rechnung bezahlt, sich erhoben, Herrn Blyantur ein letztes Mal zugelächelt und war gemeinsam mit dem halbwüchsigen Kna­ben gegangen.
Sie hätte mich ohnehin nicht verstanden, dachte sich Herr Blyantur. Und er war ein ganz klein wenig deprimiert.

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Die Texte


Herr Blyantur und die Weltreise

Halber Liter

Französin

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Gefährdete Weihnacht

Alkoholische Gärung

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Ein kleines Glücksgefühl


   © 2014 by Rolf Schapp •