Einwortgeschichten
Knöpfe
Herr Blyantur saß im Garten unter dem Zeltdach
seines Pavillons LIVORNO und tat das, was er in letzter Zeit sehr
häufig und sehr gerne tat.
Nichts.
Wenn er den Staren zusah,
die auf der Wiese – er hatte keinen Rasen – nach irgendwas Fressbarem
suchten, dann kam ihm ein komischer Gedanke. Wie wäre es wohl, ein Star
zu sein. Dann könnte er verstehen, worüber sich die Starenmännchen auf
seiner Wiese unterhielten.
Wie er so vor sich hindämmerte, sinnierte er, wie es wohl wäre, wenn er
Knöpfe erfunden hätte mit drei Knopflöchern anstatt mit zweien oder
vieren.
Er würde eine Knopfmanufaktur eröffnen, fünfzehn Leute einstellen und
irgendwann einmal reich werden. Gerade als er anfing, zu überlegen, was
man mit dem eingesparten beziehungsweise überzähligen Loch anstellen
könne, ertönte ein fröhliches „Guten Tag, Herr Nachbar“ über den nicht
vorhandenen aber gedachten Gartenzaun. Herr Blyantur wurde aus seinen
Grübeleien gerissen, was aber so schlimm nicht war. Das Knopfproblem
beschäftigte ihn aber noch abends, als er an seinem Rechner saß. Und da
fand er es dann.
Ein
gewisser Heinrich van Laack hatte in den 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts einen Drei-Loch-Knopf für Herrenoberhemden erfunden.
Achtzig Jahre vor ihm.
Herr Blyantur würde dann wohl doch nicht mehr reich werden.
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Fernseher
Herr Blyantur lag wieder einmal in seiner Lieblingssauna auf der
Lieblingsliege.
Die Frau auf der Liege gleich daneben las in einer dieser bunten
Zeitungen.
Herr Blyantur sah, dass es das Fernsehprogramm war, das sie las.
„Na, gucken sie nach, was sie heute noch gucken wollen?“, fragte er.
„Die Zeitung ist von voriger Woche. Ich gucke nur nach, was ich
versäumt habe.“
„Hatten sie keine Zeit?“
„Ich habe keinen Fernseher.“
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Die Texte
Aquarium
Stapel
Knöpfe
& Fernseher
Postkarte
Bügel
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Wanderstock
Gedichte
1
Gedichte
2
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Eiskalt
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& Addition
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