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14 Werkzeuge


 

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14 Werkzeuge und Erlebnisse mit diesen



Meißel



Ob ich ihm helfen könne, fragte mich mein Schwager.
Natürlich würde ich ihm helfen.
Er hatte eine Wohnung zugewiesen bekommen. Die war vorher ein Friseursalon gewesen.
Gegenüber auf der anderen Seite der Straße gab es eine Kneipe mit dem komischen Namen  „Zur stumpfen Ecke“.
Die Elektroleitungen in dieser Wohnung schienen noch aus der Zeit zu stammen, als der Strom erfunden worden war. Sie mussten erneuert werden.
Heute holt man sich eine Firma. Die macht das dann. Damals aber kam zwar der Elektriker in die Wohnung, begann aber nicht mit der Arbeit. Er zeichnete mit Kreide an, wo die Schlitze in die Wände gestemmt werden sollten, in denen dann die Kabel verschwinden würden und wieviele Kabel in den jeweiligen Schlitz reinpassen mussten. Freundlicherweise ließ er einige Stücke Kabel da, damit man probieren konnte, ob man tief genug gestemmt hatte.
Denn gestemmt wurde mit der Hand mit Hammer und Meißel.

*


Solche Bohrhämmer wie sie heutzutage jeder kennt, gab es damals höchstens in einer Firma. Der gewöhnliche Bürger hatte so etwas nicht.
So hämmerten wir drauflos, erstickten fast in Dreck und Staub, kamen aber dennoch voran.
Auch die Löcher für die Steckdosen und Schalterdosen mussten dort gestemmt werden, wo der Elektriker es angezeichnet hatte. In dem Raum, der einmal die Küche werden sollte, setzte ich deshalb den Meißel an die angezeichnete Stelle, holte aus und schlug zu.
Plötzlich hatte ich keinen Meißel mehr in der Hand und es gab einen lauten Knall.
Die Wand war so dünn, dass der Meißel beim ersten Schlag einfach durchgerutscht und im Nebenraum mit Getöse in die gusseiserne Badewanne gefallen war.

Das Gelächter war damals groß.


 

Die Texte


Hammer

Zange

Schere

Feile

Schraubenschlüssel

Spaten

Spitzhacke

Stahlmaß

Bohrmaschine

Wasserwaage

Laubsäge

Meißel

Schraubenzieher

Taschenrechner


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