karandasch, der russische Bleistift

14 Werkzeuge und Erlebnisse mit diesen

Laubsäge

„Meine Tochter hat zwei Schwibbbögen bestellt, da muss ich in die Werkstatt“, sagte mein Kollege, als wir uns neulich trafen.
Das erinnerte mich an die Zeit, als auch ich im Oktober und November fast jeden Tag nach dem Feierabend in die Werkstatt ging, die ich im Keller eingerichtet hatte. Ich hatte mir die Zeichnungen einer Weih-
nachtspyramide besorgt und wollte eine solche anfertigen.
Wie etliche meiner damaligen Kollegen hatte auch ich mir eine Laubsäge-
maschine gebaut.
Heutzutage ist es einfach ein Weg zum Baumarkt und man kauft sich eine. Man muss nur wissen, dass sie Dekupiersäge heißt.
Ich baute eine. Das Schwierigste war es, einen Motor zu beschaffen. Ein freundlicher Bewohner der Straße hatte seine Trockenschleuder in den Sperrmüllcontainer geworfen. Ich nahm sie mit in meinen Keller. Dort baute ich den Motor aus, schraubte eine Elektrostrippe mit Stecker dran und probierte ihn aus.
Er funktionierte. Damit also baute ich meine Säge. Und dann sägte ich tagelang die Einzelteile der Weihnachtspyramide aus. Diese wurden noch geschliffen, mit farblosem Lack gestrichen und zur Pyramide zusammengeleimt.
An einem Donnerstag vor Weihnachten war ich mit der Pyramide fertig und nahm sie mit in die Wohnung. Sie roch noch nach der frischen Farbe.

Als ich am Sonnabend in den Keller ging, um Kohlen zu holen, bekam ich einen solchen Schreck, dass mir richtig übel wurde. Die Kellertüre war aufgebrochen und viele der Werkzeuge, die ich im Keller hatte, waren geklaut. Die Laubsägemaschine aber nicht. Und glücklicherweise auch die Weihnachtspyramide nicht, denn die war ja in der Wohnung.

Und die größte Frechheit von allen:
Damit er das geklaute Werkzeug nicht schleppen musste, hatte er meinen selbstgebauten Fahrradanhänger auch noch geklaut.

Die Polizei fand den Dieb übrigens nicht.

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