karandasch, der russische Bleistift

14 Werkzeuge und Erlebnisse mit diesen

Spaten

„Wer hat Ahnung von Elektrik?“, fragte mein Lehrmeister. Ich war Schlosserlehrling und das hatte damals ja mit Elektrik wenig zu tun.
Doch in meiner Freizeit bastelte ich mit Transistoren, Widerständen, Spulen, Kondensatoren und Dioden an einem Radio herum. Das nach einem Bauplan zusammengelötete Ding sah aus, wie ein Klumpen zusammengelöteter Bauteile. Aber mit den angebrachten Kopfhörern und der angelöteten Batterie konnte ich zumindest einige Bruchstücke von Radiosendungen hören. Von diesem Erfolg beflügelt, nahm ich alles wieder auseinander, um es auf einem Stück steifer Pappe ordentlich zu verdrahten. Doch dabei muss ich einen der Transistoren mit dem heißen Lötkolben etwas zu sehr „gestreichelt“ haben. Wenigstens konnte ich den Erfolg vom Klumpenradio nicht wiederholen und gab das Projekt auf. Auch, weil damals ein Transistor ein ziemlich kostspieliges Ding war.
Und doch bildete ich mir ein, ein wenig von Elektrik zu verstehen. Auch war ich neugierig, was man denn als Schlosserlehrling zu tun bekäme, wenn man sich meldete.
Und so meldete ich mich also, wie auch zwei andere Lehrlinge.
Jeder bekam einen Spaten in die Hand gedrückt und wir durften einen Kabelgraben ausheben.

Für ein Elektrokabel, das von der Werkstatt zum Schrottplatz verlegt werden sollte, damit dort eine Lampe installiert werden konnte. Der Graben sollte spatenbreit, sechzig Zentimeter tief und vielleicht zehn Meter lang werden.
Weil es aber nur Sandboden war, da ging die Arbeit zügig voran.
Doch warum man dafür Ahnung von Elektrik haben musste, wusste nur der Spaßvogel von Lehrmeister.

Mit der Verlegung der Leitung und dem Anbringen der Lampe hatten wir dann aber nichts zu tun. Das machten die Elektriker.

Und für das Zuschippen danach meldete ich mich natürlich nicht mehr.

(Die Beine hinter dem Spaten sind meine, allerdings fünfzig Jahre älter als in der Geschichte.).

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