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Schulzeit

Sechs


Wir hatten sie in jedem Schuljahr. Manche verließen unsere Klasse, manche kamen dazu.
Sitzenbleiber.
Schüler, die das Klassenziel nicht erreichten und eine „Ehrenrunde“ drehten. Diejenigen, die in unsere Klasse kamen, waren naturgemäß älter als wir und drangsalierten oft uns, ihre neuen Klassenkameraden. Ich glaube, es waren im Laufe der Jahre sechs Schüler, die sich zumindest zeitweise in meiner Klasse aufhielten. Einer der Sitzenbleiber an den ich mich erinnere, war Heini. Er ging mit mir in die erste Klasse. Wie oft er schon in die erste Klasse ging, weiß ich nicht. Heute wäre er in einer Sonderschule gelandet. So etwas gab es damals noch nicht. Einmal hatten wir Wandertag und alle waren mit Rucksäcken oder Campingbeuteln ausgestattet an der Schule versammelt.
Nur Heini kam mit dem Schulranzen.
Wir sagten: Heini, heut ist keine Schule.
Er sagte: Hab ja keene Bücher drinne.
Er öffnete seinen Ranzen und wir sahen es. Bis oben randvoll gefüllt mit Stullen. Seine Wandertagsration.
Eine andere Geschichte kenne ich nur von der Erzählung meines Zeichenlehrers, der als ein Neulehrer Heini in seiner Klasse hatte. Neulehrer wurden junge Leute, die als Ersatz für die Nazi-Lehrer an die Schulen kamen und das Lehrersein in einem Prozess erarbeiteten, den man heute learning-by-doing nennt. Heini packte während der Unterrichtsstunde seine Stullen aus und aß. Er ließ sich auch durch Verbote nicht davon abbringen. So kam der Lehrer auf einen seiner Meinung nach genialen Einfall. Er bestellte Heini eine Viertelstunde früher in die Schule und erlaubte ihm, seine Stullen vor dem Unterricht zu essen.
Doch der Schuss ging nach hinten los.
In der Hofpause kamen die Mädchen aus der Klasse weinend zu ihrem Lehrer gelaufen.
Heini hatte ihnen die Stullen weggenommen und blitzschnell aufgegessen.

Sieben


In der siebenten oder siebten Klasse kam das Fach Chemie hinzu. Es gab einen nagelneuen Chemieraum. Eigentlich war nicht der Raum nagelneu, sondern die Einrichtung. Der Raum befand sich als einziger Klassenraum unterm Dach der Schule. Daneben gab es nur noch ein kleines Kabuff, in dem die Landkarten für Erdkunde und Geschichte aufgehängt waren. Die Tische waren neu und mit einer glänzenden Kunststoffoberfläche ausgestattet. Um welches Material es sich handelte, weiß ich nicht. Es sollte jedenfalls säurefest sein. Wir experimentierten eines Tages mit Natronlauge. Ich vergoss etwas von der Flüssigkeit. Da stellte es sich heraus. Die Oberfläche war vielleicht säure-, nicht aber laugenfest. Es bildete sich ein brauner Fleck.
Ich hatte den ersten Schaden auf einem der schönen neuen Tische angerichtet.
Die Konsequenz davon war, dass der Chemielehrer nun wenigstens wusste, dass er in der Zukunft zum vorsichtigen Umgang mit Laugen auffordern sollte.
So hatte ein negativer Vorfall doch noch ein positives Ergebnis.

 




Die Texte

Eins

Zwei & Drei

Vier & Fünf

Sechs & Sieben

Acht & Neun

Zehn & Elf

Zwölf


   © 2010 by Rolf Schapp •