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Schulzeit

Zwei


Zwei Schulwege gab es während der ersten acht Schuljahre.
Der erste führte am Elsterdamm entlang zu meinem Freund, der auch Rolf hieß und dann mit ihm gemeinsam zur Schule. Das Haus in dem ich damals wohnte, ist - genau wie die drei gleichaussehenden Nachbarhäuser - in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts abgerissen worden. Wir hatten dort eine Wohnung in der ersten Etage. Sie bestand aus einer großen Küche, einer Stube, in der alle schliefen, einem Bad und einer Kammer unterm Dach. Im Bad war zwar der Platz und auch der Wasserhahn für eine Wanne, aber die Wanne selbst fehlte aus irgendeinem Grund. Das Leben spielte sich in der Küche ab. Ich muss dort auch meine Schulaufgaben erledigt haben, kann mich aber nicht mehr dran erinnern. Wenn ich heute an der Stelle vorbeifahre, erkenne ich noch einen Apfelbaum an der Stelle, wo der Nachbar seinen Garten hatte und den Birnbaum, der in unserem Garten stand.
Von dort also ging ich jeden Morgen los zur Schule.
Bis wir umzogen. In einen Palast! Wenigstens hätte man das so sehen können. Die neue Wohnung war eine Reihenhauswohnung. Dieser Begriff wurde aber von uns nicht benutzt, er kam erst später in Gebrauch. Es gab in der Wohnung eine kleine Küche, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer, ein Elternschlafzimmer und zwei Kinderzimmer. Im Vergleich zur vorigen Wohnung also ein Palast. Diese Wohnung verlangte aber einen anderen Schulweg. Mit einem anderen Schulkameraden, dem Jungen der Nachbarsleute. Der Weg führte zuerst am Margaretengraben entlang, der vor unserem Haus vorbei in Richtung der Schwarzen Elster floss. Man kam dann an einem eingezäunten Tennisplatz vorbei. In den Büschen rund um diesen Tennisplatz suchten wir manchmal nach Tennisbällen und fanden auch welche. Es waren solche grauen Bälle, einem Mäusefell nicht unähnlich. Dann führte der Weg an einem Graben vorbei. Es war im eigentlichen Sinne kein Graben. Darunter stellt man sich ja gemeinhin einen in das Gelände eingegrabenen Wasserlauf vor. Dieses aber war eine betonierte oder gemauerte Wasserrinne, die erhöht auf einem Damm schnurgerade entlangführte und Fluder genannt wurde. Die Fluder.
Mein Internetwörterbuch sagt mir, es heißt richtig Fluder, allerdings das Fluder. Ein Gerinne aus Holz oder Stahl. Von Mauersteinen oder Beton steht da nichts. Ich dachte immer, es kommt vom Begriff Fluter und war von uns verballhornt worden.
Links des Weges zur Schule folgte dann der Sportplatz, auf dem der Fußballverein spielte, der damals in der höchsten Klasse der Liga, der Oberliga spielte und „Aktivist“ hieß. Neben diesem Sportplatz, den es heute nicht mehr gibt, stand als ein hoher Gittermast aus Stahl die Feuerwehr-Sirene. Diese Sirene war im ganzen Ort zu hören. Sie alarmierte die Feuerwehrleute. In unserem Haus wohnte ein solcher. Wenn die Sirene losging, steckte er den Kopf aus dem Fenster und lauschte. Sobald die Sirene das zweite Mal anschwoll, verschwand der Kopf und wenig später kam der Feuerwehrmann in Feuerwehruniform aus dem Haus gestürmt, schwang sich auf sein Fahrrad und strampelte los in Richtung Feuerwehrgebäude. An diesem Gittermast vorbei ging ich also zur Schule. Bevor ich diese erreichte, kam ich noch an der Kirche vorbei. Die Uhr am Kirchturm zeigte mir dann, ob ich rechtzeitig zum Unterricht kam oder ob ich mich vertrödelt hatte.
Meist kam ich pünktlich in die Schule.
Pünktlich aus der Schule nach Hause allerdings kam ich nicht immer so zuverlässig.

Doch das wäre wieder eine andere Geschichte.

Drei


In der dritten Klasse verließ uns ein Mitschüler. Es verließen des öfteren Schüler die Klasse oder es kamen welche hinzu. Wenn die Eltern wegzogen, mussten die Kinder zwangsläufig mit. Als unser neues Haus fertiggebaut war und die Leute einzogen, kamen deren Kinder in unsere Schule. Und manche also auch in meine Klasse. Der, von dem ich aber hier erzähle, zog nicht weg. Und kam trotzdem in eine andere Schule. Er kam in eine Schule in der nahegelegenen Kreisstadt, in der schon ab Klasse 3 eine Fremdsprache gelehrt wurde. In dem Falle war es Russisch. Er kam in die Russisch-Sonderklasse. So hieß das.
Viele Jahre später kurz vor dem schriftlichen Abitur besuchte er uns in meiner Schule. Mit irgendeinem meiner Klassenkameraden war er befreundet. In seiner Schule hatte sich der Biologielehrer verplappert und die Themen für die Biologieabiturprüfung zumindest angedeutet. Irgendwas mit der Verdauung sollte drankommen. Ich hatte Biologie gewählt und büffelte daraufhin das Thema „Verdauung des Menschen“ solange noch Zeit blieb bis spät in die Nacht. So konnte ich damals alle Vitamine und Verdauungsfermente und deren Wirkungen aufsagen. Und natürlich den gesamten Inhalt des menschlichen Körpers, zumindest alle Organe, die sich innerhalb der Haut tummeln.
Der Tipp half, denn er stimmte.
Die Drei war dann allerdings auch die Zensur, die ich im schriftlichen Biologie-Abitur erreichte.

 




Die Texte

Eins

Zwei & Drei

Vier & Fünf

Sechs & Sieben

Acht & Neun

Zehn & Elf

Zwölf


   © 2010 by Rolf Schapp •