Wege und Bäume
Pritzhagen
Von der höchsten Erhebung der Gegend, großspurig Berg genannt hat man
einen weiten Blick über das Land. Hinter den Feldern zieht sich ein von
Bäumen gesäumter Weg bis zu dem Dorf hin, von dem ich nur den Kirchturm
sehen kann.
Ich steige hinab, um den Weg zu gehen.
Die Bäume sind fast ausschließlich Walnussbäume. Eine Walnussbaumallee.
Dazwischen stehen vereinzelt Eichen und Apfelbäume.
Es ist Walnusserntezeit.
Etliche Leute suchen am Boden unter den Bäumen im Gestrüpp und in den
Brennnesseln die reifen Nüsse.
Ein Paar mit jeweils zwei prall gefüllten Plastiktüten einer
Supermarktkette verstaut den Ertrag des Nachmittags soeben im
Kofferraum ihres Autos mit einer Berliner Nummer. Ich sage: Meine Nüsse
kaufe ich in Büchsen, schon geknackt.
Er erwidert: Kein Vergleich mit diesen Nüssen.
Im Gasthaus frage ich später einen Einheimischen aus. Die Walnussallee
ist vor knapp siebzig Jahren auf Geheiß einer Gräfin, der das Land
ringsum gehörte, angelegt worden.
Auf dem Rückweg entsinnen sich meine Gene, dass meine Vorfahren Jäger
und Sammler waren.
Ich bücke mich also und sammle.
Und ich erfahre beim Nussknacken: Der Mann hatte Recht, was den
Geschmack der Nüsse angeht.
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Efeu
Ich hatte die Heimatstube besucht. Dort war ein Sammelsurium von Dingen
auf Tischen verteilt und an die Wände gehängt, die mich allesamt an
Erlebnisse und Dinge aus meiner Kindheit erinnern. Einem kleinen Jungen
und dem dazugehörenden Papa erkläre ich, was Lebensmittelkarten gewesen
sind und wie eine Milchzentrifuge funktioniert.
Ein Grüppchen älterer Frauen durchquert mit zielgerichteten Schritten
die Heimatstube, um sich zum Kaffeekränzchen in die hinteren Räume zu
begeben.
Ich werde gefragt, ob ich auch nach hinten möchte.
Ich möchte nicht, aber die Frau, die die Aufsicht in der kleinen
Ausstellung hat, möchte sehr gerne. So verlasse ich die Heimatstube.
Als ich vor die Tür trete, höre ich ein lautes Brummen. Ich blicke mich
suchend um. Kein Fahrzeug weit und breit zu sehen.
Woher kommt dieses Brummen und Summen?
Links von mir steht ein Baum. Es ist eine Linde. Der gesamte Stamm bis
in die Krone hinauf ist von einer Pflanze umrankt. Ich gehe näher heran
und sehe, es ist Efeu, das den Stamm hinaufwächst. Das Brummen kommt
aus diesem Pflanzendickicht. Überall in dem Gewirr der Zweige, Äste,
Blüten und Blätter summen sie.
Bienen.
Das tausendfache Summen verstärkt sich zu einem tiefen Brummton.
Ein Kollege, ein Landschaftsgärtner, wird mich später darüber
aufklären, dass der Efeu erst im späten September blüht. Für die Bienen
eine letzte Gelegenheit, den Wintervorrat aufzustocken.
Wie mag wohl Efeuhonig schmecken?
Ich glaube, das weiß nicht einmal der Imker.
Den Wintervorrat muss er seinen Bienen schon lassen, will er auch im
nächsten Jahr Honig ernten.
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Die Texte
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