Wege und Bäume
Rinnsal
Ich war schon fast alle Wege gegangen, die die Wanderkarte anpries. Nur
den einen noch nicht. Er führt zuerst hoch hinauf bis zu den Gebäuden
des Wasserwerkes und dann durch den Wald. Irgendwann begleitet ein
kleines Rinnsal meine durch den Nadelwald führende Wanderung. Ich
vermute, Weg und Rinnsal sind gleichzeitig angelegt worden. Inzwischen
aber hat das fließende klare Wasser an etlichen Stellen das
vorgeschriebene Bett verlassen und sich seinen Weg selbst gesucht. Es
hat hier einem halbwüchsigen Baum die Hälfte der Wurzeln freigespült,
dort umfließt es einen Stein, der noch zu groß ist, um von dem wenigen
Wasser des Rinnsals weitertransportiert zu werden. Vielleicht schaffen
es die Wasser des nächsten Regengusses. Inzwischen aber hat der Stein
auf seiner Oberseite grünem Moos ein Quartier gegeben. An manchen
Stellen hat das Bächlein begonnen, den Waldboden zu unterspülen. Wenn
es sein Werk so stetig fortsetzt, wird der Überhang herunterbrechen und
es muss sich neue Wege bahnen.
Ich bin gerade dabei, zu überlegen, ob das Rinnsal wohl einmal als ein
Bach in die Kirnach fließt, um dann über die Brigach und die Donau im
Schwarzen Meer zu versinken, da sehe ich etwas Sonderbares.
Das Rinnsal kommt mir entgegengeflossen.
Ich habe, ohne es zu bemerken, die Talsohle durchschritten.
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Lebenskraft
Die große mächtige Erle war umgestürzt und hat mit ihrem dicken Stamm
einen jungen Baum zur Seite niedergedrückt.
Sicherlich war der junge Baum aus einem Samen gesprossen, den sein nun
toter Nachbar vor einigen Jahren hat zur Erde fallen lassen. Jetzt
jedenfalls ist er noch so biegsam, dass er sich als ein Bogen über den
Weg spannt, den ich mit meinem Fahrrad benutze.
Ich halte an und betrachte mir das kleine Naturwunder etwas näher.
Mit seinen Wurzeln hat der Baum sich im mageren Waldboden festgekrallt.
Die meisten Äste und Zweige, die seither aus dem Stamm entwachsen,
befinden sich an der Oberseite des Bogens. Einige von denen, die doch
noch an der Unterseite entsprießen, haben allerdings einen Haken
geschlagen und wachsen nun auch nach oben. Die ehemalige Krone liegt
auf der anderen Wegseite am Boden. Wohin sie wachsen wird oder ob
einige ihrer Triebe, die jetzt auf der Erde liegen, neue Wurzeln
schlagen werden, das ist noch ungewiss.
Die Kraft der Sonne und die Schwerkraft der Erde zwingen den
Überlebenskünstler Erle zu diesem unnatürlichen Wuchs.
Wieviel Zeit man ihm lässt, weiterzuwachsen, weiß ich nicht.
Vielleicht verschafft ihm ja das Schild mit der Eule, dass am Anfang
dieses Gebietes aufgestellt wurde, noch einige Lebensjahre.
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Die Texte
Wege
Der
Laden & Hagebutten
Rinnsal
& Lebenskraft
Pritzhagen
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& Regen
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