Eifelblicke und andere Ansichten
Klosterroute
Von dem Kloster, zu dem ich eigentlich gegangen bin, um von der
Erbsensuppe zu essen, von der etliche Leute mir schon vorgeschwärmt
hatten, führt ein Weg den Berg hinab, der Klosterroute geheißen wird.
Das macht mich neugierig.
Da will ich wissen, was es damit auf sich hat.
Außerhalb der Klostermauer und an ihr entlang geht es abwärts.
In
gewissen Abständen sind in die Mauer solch kleinen Kammern eingebaut,
wie ich sie schon aus andern Gegenden als einen Aufenthaltsort kenne
für Marienbildnisse oder -skulpturen. Hier sind in ihnen Reliefs an die
rückwärtige Wand befestigt worden. Sie stellen die Geschichte der
Kreuzigung von Jesus Christus dar. Zu spät sehe ich, dass römische
Zahlzeichen jede der kleinen Kapellen nummerieren. So gehe ich den Weg
abwärts, der manches mal nur ein ziemlich gefährlicher Pfad ist mit
brüchigem Schiefergestein oder modrigem Blattgemenge. Er endet
schließlich an einer asphaltierten Straße.
Dort steht die Kapelle mit der römischen Eins.
Dort beginnt also die Klosterroute, die vormals die Mönche den Berg
hinan gestiegen sind.
Und vor jedem der Bildnisse in ihren Gehäusen ein Vaterunser gebetet
haben.
Oder den Rosenkranz.
Ich weiß nun zwar, dass der Weg mit der römischen Eins beginnt, mit
welcher Zahl er aber oben am Kloster endet, das weiß ich nicht.
Man sagt mir aber später, es ist die Vierzehn.
Es sind in allen Kirchen, in denen Tafeln hängen mit dieser
Kreuzigungsgeschichte vierzehn Stationen.
Die Erbsensuppe übrigens war sehr gut.
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Reitweg
Ich habe es dann doch noch gemacht. Ich bin mitten durch den
Nationalpark hindurchgegangen.
Angefangen hat es am Morgen mit einem Aufstieg auf den
Honigberg. Obzwar dieser Name ja gemeinhin auf Süßes
schließen lässt, war es doch ziemlich sauer, denn der Weg bergan war
sehr steil. Solche Anstiege bezeichne ich gewöhnlich mit dem Prädikat
„Bahndamm“. Dieser allerdings zog sich im Zickzackkurs an die tausend
Meter bergauf. Zwar nicht tausend Höhenmeter, doch tausend mühevoll
gegangene Meter sicherlich.
Der Weg führt mich irgendwann vorbei an einer Stelle, die man von
unten, vom Ort und von dem gegenüberliegenden Ufer des Sees also, als
eine Lichtung sieht. Von der heißt es, der Wind hätte die Nadelbäume
geknickt. Als ich mir die Stelle genau betrachte, werde ich das Gefühl
nicht los, dieser Wind hatte Kettensägen dabei.
Später gehe ich einen Weg entlang, der auf meiner Karte als Reitweg
gekennzeichnet ist. Ich habe irgendwo auch gelesen, er wäre mit einer
blauen Markierung versehen. Ich finde diese auch. Es sind Holzpfosten
mit einer blauen Kappe. An diese halte ich mich nun. Und ich frage
mich, sind die Markierungen für das Pferd oder für den Reiter
angefertigt worden.
Das bleibt ein Geheimnis.
Auf meinem weiteren Marsch durch die Wälder
des Nationalparks versuche ich Spuren zu entdecken, die die
Bezeichnung „Reitweg“ rechtfertigen. Ich finde keine Spur von dem
Hafer, der durch das Pferdegedärm in solche kugligen Gebilde
umgewandelt worden ist, die man gemeinhin als Pferdeäppel kennt.
Das wiederum kann mehrere Gründe haben.
Denkbar wäre, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, ich sehe die
Abfallprodukte nicht. Wobei das Wort Abfall hier auch wortwörtlich
gelten kann. Unwahrscheinlich aus zwei Gründen: einmal habe ich meine
Brille auf der Nase und zum anderen weiß ich sehr wohl, wie die Dinger
aussehen.
Denkbar wäre aber auch, dieser Weg heißt zwar Reitweg, wird aber für
diese Fortbewegungsart gar nicht benutzt. Weder von Ross noch von
Reiter.
Schließlich fällt mir noch eine Möglichkeit ein, eine ziemlich
verrückte gewissermaßen.
Man darf ja aus dem Gebiet des Nationalparks nichts entnehmen.
Vielleicht, so gehen meine Gedanken, darf man ja aber auch nichts
hineinbringen.
Den Pferden muss man eine
Pferdeäppel-Auffangvorrichtung quasi unter den Schwanz binden.
Als der Reitweg von meiner Wanderroute abweicht, lasse ich dann doch
diese Grübeleien sein, obwohl mir zu dem Thema noch mehr einfallen
könnte.
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