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Vergangene Erinnerung

Abstieg


Als ich in den Wald hineinkomme, der der Gespensterwald genannt wird, überquere ich eine Brücke, die sich mit einem hellen neuen Geländer schmückt. Ein alter Baum war umgefallen. Weil er sich quer über den Weg gelegt hatte, ist er von einem Mann mit einer Kettensäge in Stücke zerlegt worden. An eine der Schnittflächen hat jemand mit leuchtend roter Farbe das Wort ABSTIEG gesprüht. Ich schaue mich um.
Abstieg?
Das Wort lässt mich Treppenstufen denken.
Drittletzter Tabellenplatz der Liga etwa.
Unterwelt vielleicht? Orpheus und Euridike.
Nicht weit von dem abgeschnittenen Stamm mit der rätselhaften Aufschrift ABSTIEG allerdings kann man aus dem Wald hinuntergehen zum Strand. Den Weg dorthin, der an dem Bächlein entlangführt, das die Brücke nötig macht und das in die Ostsee mündet, kann man aber beim besten Willen nicht als Abstieg bezeichnen.
Mit diesem Rätsel im Kopf gehe ich den Weg weiter.
Plötzlich leuchtet mir von einem anderen Baumstamm die Erklärung entgegen. Auch dort hat jemand mit der leuchtend roten Farbe ein Wort gesprüht: REITWEG. Der Reiter wird gebeten, abzusteigen und die Brücke mit dem Pferd am Zügel zu Fuß zu überqueren.

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Bildhauer


Der Mann bearbeitet vor dem renovierten Schloss den aus einem Stamm geschnittenen Holzklotz. Er hat ihn auf zwei kräftige Böcke gelegt, denen man ansieht, dass sie schon oft so schwere Last aushalten mussten. Er schlägt mit zwei Hämmern große Holzsplitter aus dem Holz. Einer der Hämmer hat eine Schneide auf der einen Seite, einem Meißel oder Stemmeisen sehr ähnlich. Ihn setzt er auf das Holz, mit dem andern schlägt er zu. Es liegen schon eine Menge Späne zu seinen Füßen. Er sagt: Linde.
Ich frage ihn, was denn drin sei in dem Holzklotz.
Irgendein Steinmetz oder Holzbildhauer hatte einmal behauptet, die Figuren wären schon drin im Material. Man müsse nur das Überflüssige drumherum wegschlagen.
Daran denke ich, als ich ihn frage, was denn drin sei in dem Stück Holz.
Er versteht mich nicht.
Er versteht die deutsche Sprache nicht.
Er ist ein Pole.
Mir geht es so mit Geschichten.
Ich denke, die sind schon drin in den Dingen um mich herum.
Man muss sie nur rausholen.

 

 

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   © 2010 by Rolf Schapp •