Wege und Bäume
Primula
Im Tal, also dort, wohin alle Wege abwärts führen, liegt der kleine
See. Daneben leuchten die weißen Mauern eines bekannten Klosters in der
Frühlingssonne. Blassgelbe Blumen blühen überall auf den Wiesen. Am
Ende eines kurzen Stängels sitzen fünf einzelne gelbe Blüten eng
beieinander. Mein schlaues Pflanzenbüchlein will mir eingeben, es wären
Alpenaurikel, eine Primelart, die, wie es der Name verrät, in den Alpen
heimisch ist. Dann lese ich, dass diese sehr selten vorkommen sollen.
Sie sind sogar geschützt. Bei der Vielzahl der Blumen, die ich ringsum
sehe, kann man allerdings von selten nicht sprechen. Es sind einfach
Schlüsselblumen. Auch eine Primelart.
Der See übrigens gehört einem in der Gegend sehr bekannten
Brauereibesitzer.
Ich hoffe nur für all die Biertrinker, das Bier wird nicht aus dem
Wasser des Sees gebraut.
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Vogelbeeren
Aus dem Fenster meiner Küche blicke ich in den Innenhof und auf die
Rückseite des gegenüberliegenden Häuserblocks.
Im Innenhof stehen zahlreiche Bäume.
Einer der Bäume, den ich an jedem Wochenendmorgen, wenn es hell genug
ist, beim Frühstück sehe, ist eine Eberesche. Jetzt im Winter hat der
Baum keine Blätter mehr. Die Dolden der vorjährigen Vogelbeeren
allerdings hängen noch zahlreich an den Zweigen.
Ich frage mich, wie lange sie wohl dort noch hängen dürfen, bis sie
durch neue Triebe von ihrem Platz geschubst werden.
Eines Sonntagmorgens beobachte ich einen großen Schwarm mir unbekannter
Vögel. Sie sind so groß wie Amseln, aber nicht schwarz wie diese. Das
Computerlexikon verrät mir später, es könnten Wacholderdrosseln sein.
Diese Vögel kannte ich noch nicht.
Sie picken die Beeren von den Dolden. Nur an den untersten Ästen, die
dünn und lang fast senkrecht nach unten hängen, bleiben noch Beeren
zurück, als die Vogelschar abgeflogen ist. Dort sind sie nicht
herangekommen, weil diese dünnen Äste ihr Gewicht nicht halten konnten.
Und weil darunter keine Äste mehr sind, auf die sie sich hätten setzen
können. Nun bin ich nur gespannt, wie lange sich die Reste der
Vogelmalzeit noch an den Zweigen halten werden.
Der kommende Frühling wird es zeigen.
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